Wenn es ein Material gibt, an dem momentan niemand vorbei kommt, dann ist es Samt. Während Samt in den 90er Jahren eher den Gothic Anhängern vorbehalten war, schicken in dieser Saison alle namenhaften Designer ihre Models in Samt über den Laufsteg. Ob lange Kleider, Blazer, Hosen, Schuhe oder Taschen, ein steht fest: mit der Herbst-Winter Saison erlebt Samt ein wahres Comeback. Grund genug, den weichen Stoff mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Blazer via Witt Weiden
Samt – eine kleine Materialkunde
Ok, bevor wir uns den Trendteilen widmen, schauen wir uns erst einmal genauer an, was Samt überhaupt ist.
Lange Zeit galt Samt als Luxusgut, welches nur für prunkvolle Gewände verwendet wurde. Doch spätestens mit der Erfindung des industriellen Webstuhles wurde Samt für die breite Masse erschwinglich. Da der Produktionsprozess etwas aufwendiger ist, als bei anderes Stoffen, ist es auch nicht verwunderlich, das qualitativ hochwertige Teile auch mal ein paar Euro mehr kosten können. Das Grundgerüst bilden zwei Gewebeschichten, die das Grundgerüst des Samts bilden. Zwischen diesen wird ein zweiter Kettfaden zu Schlaufen verwebt. Im letzten Produktionsschritt werden die Schlaufen in der Mitte durchtrennt, so dass zwei Bahnen Samt entstehen.
Doch Samt ist nicht gleich Samt. So gibt es Samt mit unterschiedlicher Florlänge. Aber auch der Nachbehandlungsprozess entscheidet über die Qualität und Optik des Stoffes. Bei Pannesamt beispielsweise werden die Fasern nach bestimmten Mustern flach gedrückt. SO erscheint je nach Lichteinfall ein unterschiedliches Muster.
Das Fashion Comeback im Realitätscheck
Nicht zuletzt im Frühjahr und Sommer diesen Jahres kündigte sich dank des Choker Trends ein Revival des Kaltstoffes an. Denn in den Läden ließen sich unterschiedliche Samtbänder für den Hals finden. Den ersten Anstoß brachten die Designer bereits in der vergangenen Herbst/Winter Saison, doch in diesem Herbst ist der Trend auch bei den Fashionistas angekommen.
Während ich dem ganzen noch etwas skeptisch gegenüberstehe und mich nur mit Accessoires in Samt anfreunden kann (linke Samtschuhe – ein Traum), tragen die Mutigen bereits den allover-Samt-Look. Während so ein dunkelblauer Samtanzug an einer 1,80 Frau mit einer schlanken Silhouette hervorragend aussieht, würde dies an mir weniger funktionieren. Was ich mir allerdings gut vorstellen könnte, wäre eine schlichte Jeans und ein knalliger farbiger Samtblazer zusammen mit farblich passenden Schuhen und einer weißen Bluse.
Der Vorteil von Samt ist sicherlich ganz klar, dass es jedem Outfit den nötigen Glamour verleiht. Denn was einst schon bei Adligen pompös wirkte, wirkt auch heute noch schick und ein wenig dramatisch.
